Vergangenheitsbewältigung

Ich gehöre ja nicht mehr zu den neuen Sternenmamas, über ein Jahr liegt hinter mir und meinem kleinen Goldstück. Wir sind zusammen gewachsen, größer geworden. Für mich fühlt es sich irgendwie (wieder) normal an, ich fühle mich (wieder) normal an.
Auf was ich hinaus will?
Eine Metapher, weil ich nicht weiß wie ich das sonst ausdrücken kann.
Mein Leben ist ein Fußballspiel, von mir aus irgendein Ballspiel, mit zwei Parteien.
Ich spiele im Team Selbstwahrnehmung, die andere Mannschaft ist Team Fremdwahrnehmung.
Die andere Mannschaft ist eine Saubande kann ich euch nur sagen. Keine Schwalbe, kein Faul zu billig um mir den Ball abzuzocken. Kann ich nicht einfach mal in aller Ruhe mit meinem Ball über das Spielfeld traben und ein Tor machen ohne, dass da einer aus der anderen Mannschaft grölend angerannt kommt und mir in die Beine grätschen will? Verdammte Drecksäcke! Äh will sagen suboptimale Spielführung dieser Ferkeltiere!!! Pusteblume aber nochmal! Wer weiß, nicht dass Kinder hier mitlesen...
Jedenfalls ist mir aufgefallen wie anders ich doch gesehen werde, vollkommen anders als ich mich sehe in der ganzen Geschichte, ich weiß nicht ob es euch auch so geht?
Aufgegangen ist mir dies mal wieder extrem, als ich mit meinem Schwesterlein und meiner Schnuffel-Nichte bei einem Fest des Geburtshauses war, in welchem sie das Licht der Welt erblickt hat.
Die Hebamme dort weiß selbstverständlich was passiert ist und dann war da dieser Blick. Da war Mitleid und  Schmerz in diesem Blick und es ist dieser Blick, der die suboptimale Spielführung der Ferkeltiere ausdrückt. Ich meine das nicht böse, um Gottes Willen. Frauen, Männer die nicht erlebt haben, was wir  erlebt haben, können es sich einfach nicht vorstellen Punkt. Für sie ist dieser Gedanke SO übermächtig schlimm, so undenkbar, sie versuchen sich vorzustellen, dass ihnen das passiert wäre und der Schmerz ist zu überwältigend. Sie versuchen nachzufühlen, was nicht nachzufühlen ist. Und da liegt glaube ich die Schwierigkeit. Für diese Frauen bleibt die Emotionen stehen, für uns entwickelt sie sich.  Für diese Frauen oder auch Männer sind wir unglaublich stark. Ich für mich  bin jedoch nur durch etwas gegangen was ich mir nicht ausgesucht habe. Aber ich lag dann doch sehr unstark mehr als einmal vollkommen zerstört am Boden und stark ist wohl das letzte Wort, was mir dafür einfällt. Ich hatte doch auch gar keine Wahl, was hätte ich denn sonst machen sollen außer weitermachen? Sind wir ehrlich, es gibt da nicht soooo viele Möglichkeiten. Und für mich gab's eben eh nur einfach weiter aufstehen, hinfallen, aufstehen, weiterlaufen, Pause, weiter laufen. Und nun bin ich eben ein Stück des Weges gelaufen, aber stark fühle ich mich nicht. Zumindestens nicht stärker, als ich es vorher war. Da hat sich für mich nichts geändert. Für die Außenwelt schon. Ich habe es aber nicht geschafft diesen Schmerz von meiner Familie fern zu halten, Dort fühle ich mich viel mehr als ob ich versagt hätte. Ich sehe wie weh es ihnen tut, ich würde es ungeschehen machen wenn ich könnte, ich habe die Schwangerschaft meiner Schwester belastet wie es nichts anderes gekonnt hätte. Daran ist nichts starkes. Ich habe meinen Mann nicht davor schützen können, dass er sieht wie sein Kind stirbt. Meine Eltern nicht davor schützen wütend zu sein auf das Schicksal, traurig zu sein.
Ich kann nichts dafür, aber es tut mir trotzdem unendlich leid.
Und dann kommt irgendjemand und sagt, ich sei bewundernswert, ich sei stark. Und ich verstehe die Worte nicht.
Dann kommt dieser Blick, der sagt wie viel Schmerz ich und mein Herzensmädchen den Leute rein gedanklich bereite.
Und dann packe ich mein Tuch, binde es an einen Ast, gucke zu einer Wolke und sage: " Komm Goldstück, wir erklären den anderen mal, dass du ganz normal bist und dazu gehörst. Komm wir erzählen den anderen wie viel Glück und Liebe du deiner Mama schon gegeben hast. Komm wir erzählen den anderen von all dem Schönen mit dir. Komm wir lassen die anderen ihre Gedanken vergessen. Komm wir zeigen allen wie schön Sternenkinder sind. Niemand erhellt die Dunkelheit so schön wie ihr, Komm wir zeigen es den anderen.".

Und vielleicht grätsche ich noch jemanden aus der Gegenmannschaft und mach das Ding rein, vielleicht... Fußball war leider nie meine Stärke. ;-)

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